Extremismus-Experte: «Attentat beeinflusst rechte
Szene nicht»
27.07.2011
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Quelle: Tagesschau
Online
Nico
Ruffo, Montag, 25. Juli 2011, 16:44 Uhr
Der norwegische Attentäter hat vor dem grausamen Massaker
ein Manuskript veröffentlicht. Darin beschreibt Anders Behring
Breivik, dass er die Gewaltakte als «PR-Aktion» für
seine abstrusen Theorien sieht. Doch laut Experten ist der Einfluss
einer solchen Tat auf die rechtsnationale Szene klein.
Der
32-jährige Breivik sieht sich als Märtyrer für das
rechtsnationale Gedankengut. In verschiedenen Ländern untersuchen
Geheimdienste mögliche Verbindungen Breiviks in die Neonazi-Szene.
Doch
in rechtsextremen Kreisen wird diese Tat eher als befremdend wahrgenommen,
wie Samuel Althof von der Fachstelle Extremismus- und Gewaltprävention
zu «tageschau.sf.tv» sagte.
Herr
Althof, sind die im Manifest des Attentäter genannten Tempelritter
bekannt in der rechten Szene?
Ich
habe von dieser Gruppe schon gehört. Doch eine grosse Bedeutung
besitzen diese sogenannten Tempelritter in der rechtsextremen Szene
kaum.
Könnte
eine solche Bewegung nicht einfach das Produkt seiner Wahnwelt sein?
Der
Attentäter leidet vermutlich an einer Wahnkrankheit geprägt
von einer grossen Verfolgungsangst. Ich denke, bei ihm hat sich
die Realität derart verschoben, dass man sein Manifest und
sein langes, in sich widersprüchliches Video, sicher unter
diesem Aspekt verstehen sollte.
Was
könnte eine solche Tat in der rechten Szene in der Schweiz
auslösen?
Diese
Tat wird keinen Einfluss auf die Verhaltensweisen von Schweizer
Rechtsextremen haben. Aber Nachahmer können nie ausgeschlossen
werden. Was ich bis jetzt vernommen habe, wird dieser Attentäter
als psychisch krank angesehen und abgelehnt. Seine religiösen
Ansichten, dass Christen und Juden Opfer muslimischer Aggressoren
seien, werden in diesen Kreisen nicht geteilt. Diese sehen die Juden
als Ursache allen Übels an. Die hiesige rechtsextreme Szene
sieht seine Theorien als wirr an.
Gibt
es in der Schweiz auch solche Personen mit solchen Gewaltphantasien?
Natürlich
kann es auch hier ähnliche Fälle geben. In der Schweiz
sind sehr viele Waffen im Umlauf. Was bei diesem Fall extrem ist:
Dieser Täter konnte über neun Jahre seine abstruse Gedankenwelt
für sich behalten. Er vermochte seinen Wahn zu kaschieren.
Nach meiner Meinung hätte eine solche Wahnkrankheit früher
erkannt werden können, denn seine Äusserungen waren seit
langem öffentlich zugänglich. In der Kombination mit seinem
Handel von Kunstdünger, hätten Nachrichtendienste auf
ihn aufmerksam werden müssen.
Was
für eine Funktion haben solche christliche Mythen, wie es dieser
Attentäter von Oslo beschreibt, für die rechte Szene in
der Schweiz?
Die
christliche Tradition spielt bei Rechtsextremen keine Rolle. Sie
stehen ihr meist ablehnend gegenüber. Viele rechtsextreme Anhänger
glauben an nordische oder heidnische Gottheiten. Viele sind auch
Atheisten. Ein bekannter Schweizer Rechtsextremer nennt sich im
Internet sogar Papsthasser.
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