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Extremismus-Experte: «Attentat beeinflusst rechte Szene nicht»

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Quelle: Tagesschau Online
Nico Ruffo, Montag, 25. Juli 2011, 16:44 Uhr

Der norwegische Attentäter hat vor dem grausamen Massaker ein Manuskript veröffentlicht. Darin beschreibt Anders Behring Breivik, dass er die Gewaltakte als «PR-Aktion» für seine abstrusen Theorien sieht. Doch laut Experten ist der Einfluss einer solchen Tat auf die rechtsnationale Szene klein.

Der 32-jährige Breivik sieht sich als Märtyrer für das rechtsnationale Gedankengut. In verschiedenen Ländern untersuchen Geheimdienste mögliche Verbindungen Breiviks in die Neonazi-Szene.

Doch in rechtsextremen Kreisen wird diese Tat eher als befremdend wahrgenommen, wie Samuel Althof von der Fachstelle Extremismus- und Gewaltprävention zu «tageschau.sf.tv» sagte.

Herr Althof, sind die im Manifest des Attentäter genannten Tempelritter bekannt in der rechten Szene?

Ich habe von dieser Gruppe schon gehört. Doch eine grosse Bedeutung besitzen diese sogenannten Tempelritter in der rechtsextremen Szene kaum.

Könnte eine solche Bewegung nicht einfach das Produkt seiner Wahnwelt sein?

Der Attentäter leidet vermutlich an einer Wahnkrankheit geprägt von einer grossen Verfolgungsangst. Ich denke, bei ihm hat sich die Realität derart verschoben, dass man sein Manifest und sein langes, in sich widersprüchliches Video, sicher unter diesem Aspekt verstehen sollte.

Was könnte eine solche Tat in der rechten Szene in der Schweiz auslösen?

Diese Tat wird keinen Einfluss auf die Verhaltensweisen von Schweizer Rechtsextremen haben. Aber Nachahmer können nie ausgeschlossen werden. Was ich bis jetzt vernommen habe, wird dieser Attentäter als psychisch krank angesehen und abgelehnt. Seine religiösen Ansichten, dass Christen und Juden Opfer muslimischer Aggressoren seien, werden in diesen Kreisen nicht geteilt. Diese sehen die Juden als Ursache allen Übels an. Die hiesige rechtsextreme Szene sieht seine Theorien als wirr an.

Gibt es in der Schweiz auch solche Personen mit solchen Gewaltphantasien?

Natürlich kann es auch hier ähnliche Fälle geben. In der Schweiz sind sehr viele Waffen im Umlauf. Was bei diesem Fall extrem ist: Dieser Täter konnte über neun Jahre seine abstruse Gedankenwelt für sich behalten. Er vermochte seinen Wahn zu kaschieren. Nach meiner Meinung hätte eine solche Wahnkrankheit früher erkannt werden können, denn seine Äusserungen waren seit langem öffentlich zugänglich. In der Kombination mit seinem Handel von Kunstdünger, hätten Nachrichtendienste auf ihn aufmerksam werden müssen.

Was für eine Funktion haben solche christliche Mythen, wie es dieser Attentäter von Oslo beschreibt, für die rechte Szene in der Schweiz?

Die christliche Tradition spielt bei Rechtsextremen keine Rolle. Sie stehen ihr meist ablehnend gegenüber. Viele rechtsextreme Anhänger glauben an nordische oder heidnische Gottheiten. Viele sind auch Atheisten. Ein bekannter Schweizer Rechtsextremer nennt sich im Internet sogar Papsthasser.


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