Die Fachstelle Extremismus - und Gewaltprävention, fexx.ch,
unterscheidet zwischen symptomatischen und programmatischen ExtremistInnen.
Dem symptomatischen Extremismus liegen Persönlichkeitsstörungen
zu Grunde. Er stellt eine unbeholfene Form der jungendlichen Selbstdarstellung
dar. Jugendliche können in dieser Phase durch geeignete, unterstützende
und begleitende Massnahmen zum Ausstieg bewogen werden. Greifft
die Präventionsarbeit nicht in diesem Stadium, kann sich die
Dominanzorientierung verstärken und programmatisch fixieren.
In dieser Form des Extremismus sind Jugendliche nur noch schwer
zu erreichen.
Das Angebot der fexx richtet sich an ausstiegswillige Rechts- wie
auch LinksextremistInnen, an Behörden, Arbeitgeber, Betroffene
und die Oeffentlichkeit.
Unser Ansatz anhand eines Beispieles: Provokation Neonazi
In der Arbeit mit jugendlichen Rechtsorientierten schlagen wir neue
Wege ein. Die fexx.ch verfügt über ein interdisziplinäres
Team, welches in enger Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
auf verschiedenen Wegen die Kommunikation mit den teilweise gewaltbereiten
ExtremistInnen sucht.
Dabei ist eine akzeptierende Grundhaltung gegenüber der
Person die Grundlage aller folgenden Schritte.
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Die fexx.ch
will nicht erziehen. Die Experten der Fachstelle nehmen die Provokationen
der jugendlichen ExtremistInnen ernst, ergründen die Motive
ihrer Gesinnung und gehen den Ursachen, ihrer oft Menschen verachtenden
Aussagen, nach. Die Provokationen der jugendlichen Rechtsextremen
können an die Welt der Erwachsenen aber auch an andere Jugendliche
gerichtet sein. Wir verstehen dieses Verhalten als unbeholfene,
sogenannt "pervertierte" Versuche der Kontaktaufnahme.
Diese Jugendlichen wollen gehört, verstanden und ernst genommen
werden.
Provokationen, insbesondere wenn sie gewalttätig sind, stoßen
auf Unverständnis und triggern historisch bedingten Ängste.
Sie fordern uns heraus, indem sie uns mit unvollständig verarbeiteten
oder gar verdrängten Folgen des Zweiten Weltkrieges konfrontieren.
So vermischen wir in unserer Wahrnehmung historische Nazi Bilder
mit denen gewaltbereiter extremistischer Jugendlicher unserer Zeit.
Ihre eigentliche Botschaft wird dabei nicht verstanden. Gelingt
es uns, durch mutige und kritische Selbstwahrnehmung unsere Ängste
und Doppelbilder zu hinterfragen und das Verhalten der Jugendlichen
ursächlich zu verstehen, schaffen wir die Grundlage für
die Präventions- und Ausstiegsarbeit mit jugendlichen Neonazis.
Unsere Erfahrung zeigt immer wieder, daß psychosoziale Symptome,
unabhängig davon ob sie sich als "Rechts" oder "Links"
Extremismus äussern, mit psychosozialen Mitteln angegangen
werden müssen. Werden sie, wie oft gefordert, politisch bekämpft
, wird in erster Linie die Politisierung der entsprechenden Szene
gefördert, was oft die Lage erheblich verschärft und schwer
kontrollierbar macht.
Im Unterschied
zu den Ansätzen für symptomatische ExtermistInnen kann
programmatischen ExtremistInnen nur selten mit psychosozialen Mitteln
präventiv begegnet werden. In diesen Fällen braucht es
meist eine polizeiliche, juristische oder politische Intervention.
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