Kritik zur Organisation der Veranstaltung:
Islam. Zukunft. Schweiz.
Podiumsgespräch in der Offenen Kirche Elisabethen vom 14. November
2017
Was ist mit Verantwortung gemeint und warum kritisiere ich den Ort
der Veranstaltung in einer Kirche?
(ich konzentrierte mich hier lediglich auf diesen wichtigsten Punkt
meiner Kritik)
Die
Kritik der "Verantwortungslosigkeit" richtete sich gegen
keine Person.
In meiner Kritik zur Handhabung eines öffentlichen innerislamischen
Dialogs geht es um das unterschiedliche Empfinden von sakralen Räumen.
Die
Reformierten Kirche der Schweiz haben eine lange Tradition der räumlichen
Öffnung und dies sogar auch für politische Veranstaltungen.
Diese sehr schöne Tradition steh jedoch im Gegensatz zu jenen,
wie sie in Synagogen, katholischen Kirchen oder Moscheen gehandhabt
wird. Diese Räume stehen für solch höchst spannungsgeladene
Debatten nicht oder nur in Ausnahmefällen zur Verfügung.
Was
bedeutet in diesem Kontext ein verantwortungsvolles Handeln?
Es bedeutet in erster Linie die Wirkung der eigenen Tat vorzeitig
erkennen zu können. Ein verantwortungsbewusstes Handeln berücksichtigt
die oben beschriebenen Aspekte und erkennt dass eine Einladung in
einen als sakral empfundenen Raum, für einen Teil der Involvierten
exkludierend wirkt. Orthodox praktizierende Muslime können
in diesem Fall einen als christlich, sakralen wahrgenommenen Raum
zu einer „Streit-Debatte“ nicht betreten. Sie werden,
selbst bei einer an sie formulierten Einladung, implizit von dem
Gespräch ausgeschlossen.
Mit einem verantwortlichen Handeln ist die Vermeidung von Exklusion
und ihren verletzenden Folgen gemeint. Alle am Problem Beteiligten
müssen sich an einem für alle zugänglichen und neutralen
Ort einfinden können. Darum plädierte ich für eine
Verschiebung der Veranstaltung an einen neutralen Ort.
In
dem zurzeit sehr aufgereizten und zum Teil auch gefährlichen
Klima (Morddrohungen stehen im Raum) ist die Sorgfalt für eine
Nachhaltige Diskussion aus meiner Sicht sogar existentiell. Sie
ist in meinen Augen hier nicht gegeben.
Unter den Voraussetzungen der Exklusion kann keine gemeinsame Lebensvisionen
entwickelt werden. Diese ist jedoch für eine friedliche Koexistenz
von tragender Wichtigkeit. Darum halte ich das Konzept zu dieser
Veranstaltung verantwortungslos.
Diese
Kritik wurde gegenüber dem Veranstalter mehrfach schriftlich
wie auch mündlich formuliert.
Samuel Althof
Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention, FEXX
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