«NS-Mystik
in modernisierter Form»
Quelle: 20 Minuten 05.03.2012
Herr Althof,
wie gefährlich sind die «Unsterblichen»?
Samuel Althof:
Sie vertreten eine rassistische Ideologie und sehen Ausländer
als verantwortlich für den «Volkstod» – eine
von den Nazis und Neonazis gebrauchte Formel zur Ausgrenzung und
Entwertung von Menschen mit Migrationshintergrund. Ziel ihrer Aufmärsche
ist, Angst zu verbreiten und im Endeffekt Menschen zu vertreiben.
Was fällt
am Vorgehen der «Unsterblichen» auf?
Sie treten
überraschend und in der Nacht auf, sie tragen Fackeln und weisse
Masken – das ist ein «Event»-Erlebnis, das jedem
Teilnehmer einen «Kick» gibt und sie zusammenschweissen
kann. Hier wird bewusst NS-Mystik in einer modernisierten Form wiederbelebt.
Könnte
der Fackelzug im Hombrechtikon die erste Aktion der «Unsterblichen»
in der Schweiz sein?
Das ist möglich.
Allerdings waren die «Unsterblichen» auf Schweizer Neonazi-Foren
bisher kein Thema. Nur: Die Szene wird immer konspirativer, da hat
sie von den Linksextremen gelernt. lüs
*Samuel Althof ist Experte für Rechtsextremismus-Prävention.
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Haben «Die Unsterblichen» einen Schweizer Ableger?
ZÜRICH.
In Deutschland sorgt die Neonazi-Gruppe «Die Unsterblichen»
mit gespenstischen Auftritten für Unruhe. Auf deutschen Foren
wird der Fackelzug von Hombrechtikon nun als Auslandaktion dieser
Gruppierung gefeiert.
Noch ist unklar,
wer hinter dem Fackelzug steckt, mit dem rund 50 Rechtsextreme am
13. Februar durch Hombrechtikon zogen. Die Zürcher Kantonspolizei,
die den Vorfall aufgrund einer Anzeige der betroffenen Gemeinde
untersucht, tappt im Dunkeln: «Bis jetzt liegen uns keine
Zeugenaussagen zu diesem Ereignis vor», sagt Kapo-Sprecher
Stefan Oberlin. Die Aktion von Hombrechtikon ist auch auf den Foren
deutscher Neonazis ein Thema. Dort ist man überzeugt, dass
ein Zusammenhang zu den «Unsterblichen» besteht. Diese
neu aufgetretene Gruppierung hat in Deutschland in den letzten Monaten
mit über 20 Aufmärschen für Aufsehen gesorgt, unter
anderem auch gleich an der Schweizer Grenze in Konstanz.
Gespenstisch
sind die Auftritte der «Unsterblichen» nicht nur, weil
der Spuk jeweils nach wenigen Minuten wieder vorbei ist, sondern
auch, weil die Teilnehmer jeweils Masken tragen. Der brandenburgische
Verfassungsschutz bestätigt gegenüber der «SonntagsZeitung»,
dass es möglich sei, dass «Die Unsterblichen» Nachahmer
in der Schweiz fänden. Mit der Schweiz verbunden ist die Gruppierung
auch über ihre beiden Internetplattformen: Deren Server stehen
in der Schweiz. Der betroffene Provider aus Jona SG will die Seiten
nun überprüfen. Marco Lüssi
Waffen und Sprengstoff
BERLIN. Die
Aktivitäten der «Unsterblichen» bereiten dem deutschen
Verfassungsschutz Kopfschmerzen. Seit Anfang Jahr haben die Behörden
in sieben Bundesländern Razzien gegen die neue Neonazi-Bewegung
durchgeführt, über 50 Wohnungen wurden durchsucht. In
Hamburg hat die Polizei am Freitag bei einer Aktion gegen die «Unsterblichen»
Waffen und Sprengstoff gefunden. Im Internet ist die Gruppierung
mit Videos ihrer Aufmärsche präsent, die sie ins Netz
stellt.
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