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Medienanalyse


«Tanz dich frei»-Randale
Wer sind eigentlich die Krawallmacher?
Quelle Blick Online 29.05 2013
Von Von Kathia Baltisberger


BERN - Sie tragen Schwarz und sind vermummt. Extremismus-Experte Samuel Althof erklärt, wer hinter der Maskierung steckt.

Eine illegale Party am Zürcher Central, die Binz-Besetzung oder «Tanz dich frei» vom letzten Wochenende in Bern – immer wieder kommt es zu Ausschreitungen in Schweizer Grossstädten. Gewaltbereite Gruppierungen randalieren, verschmieren Wände, zerstören Schaufensterscheiben, es gibt Verletzte.

Doch wer sind eigentlich diese Krawallmacher, die sofort vor Ort sind, wenn irgendwo eine nicht bewilligte Veranstaltung stattfindet? Blick.ch hat bei Extremismus-Experte Samuel Althof nachgefragt. «Es ist nicht eindeutig festzumachen, aus welchen Kreisen die Krawallmacher kommen. Häufig sagt man, die Krawalle seien von Linksextremen gesteuert. Das ist eine Möglichkeit. Es gibt aber auch Leute, die einfach Spass an Gewalt haben.»

Sie randalieren erst, wenn genügend Leute vor Ort sind
Bei solchen randalierenden Gruppierungen laufen verschiedene Bewegungen zusammen, es gibt aber auch Mitläufer. Eines sei jedoch sicher: «Diese Menschen üben bewusst und gezielt Gewalt aus», sagt Althof. Deshalb sei es auch nicht korrekt, sie als Chaoten zu bezeichnen.

Trotzdem hätten diese Art von Krawallmachern Gewalt nicht in ihrem «Programm» wie beispielsweise der Revolutionäre Aufbau, sagt Althof. «Die Ausschreitungen funktionieren auch nicht nach einem bestimmten Muster. Die Krawallmacher randalieren erst, wenn sie sehen, dass genügend Leute vorhanden sind.» Leaderfiguren im engeren Sinne gebe es selten. «Wenn es einen Anführer gibt, hat seine Position keine lange Lebensdauer, da diese Personen Hierarchien ablehnen.»

Anonyme Gruppen auf Facebook sind gefährlich
Das Problem bei dieser Form von Gewalt: «Man organisiert sich anhand anonymer Gruppen auf Facebook. Das kann hochgefährlich sein», sagt der Experte. «Die Urheber können von den Facebook eigenen Trackingsystemen, wie auch von Google, nicht gefunden werden.» Auch wenn die Veranstalter von «Tanz dich frei» keine Gewalt beabsichtigten, Facebook bietet die Infrastruktur, um sich anonym zu vernetzen.

Die Krawallmacher mobilisieren sich dann unheimlich schnell, auch wenn sie sich nur flüchtig kennen. Wenn diese eine Möglichkeit sehen, Gewalt gegen den Staat auszuüben, dann finden sie zusammen. Sie kämpfen gegen ihre Feindbilder: die Polizei, Faschismus, Kapitalismus – eine Designer-Jacke von Ralph Lauren scheint dabei nicht zu stören.

Am 8. Juni soll in Aarau bereits das nächste «nächtliche Tanzvergnügen» stattfinden – ebenfalls nicht bewilligt. Kommt es dann gleich zu den nächsten Ausschreitungen? «Das kann man nicht voraussagen. Aber man muss vorausdenken und vom ‹Worst Case› ausgehen», sagt Althof. «Polizei muss Präsenz markieren, den Krawallmachern müssen ihre Grenzen deutlich aufgezeigt werden. Wenn sie dann sehen, dass sie keine Chancen haben, dann randalieren sie auch eher nicht.»



 

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