Rassismus
auf Facebook – und keiner fühlt sich zuständig
Quelle : Der Sonntag / MLZ; 09.12.2012; Seite 9
Von Iso Ambühl
Die Facebook-Gruppe nennt sich «848». Nach der Buchstabenfolge
im Alphabet heisst das HDH, übersetzt «Heil Dir Helvetia»
oder gar «Hass Division Helvetia».
Die geheime Gruppe auf dem sozialen Netzwerk, deren Seiten nur von
den rund 160 Mitgliedern einsehbar sind, wirkt seit über einem
Jahr als Platz für junge Rechte, wo sie offen gegen Fremde
hetzen, den Holocaust lächerlich machen oder im «848
Kampfblatt» als «Hass Division Helvetia» «Kameraden
suchen, die auch wirklich was bewegen wollen».
Für den Experten Samuel Althof, Leiter der Fachstelle Extremismus
und Gewaltprävention (Fexx), birgt die Gruppe wegen der hetzerischen
Sprache der Einträge und der Verherrlichung der nationalsozialistischen
Ideologie ein ernst zu nehmendes Gefahrenpotenzial punkto Gewalt:
«Dank 848 können sich Rechtsextreme in der Schweiz besser
vernetzen», sagt Althof. Er fordert, dass Facebook die geheimen
Gruppen verbietet.
Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) ist laut Sprecher Felix Endrich
nicht zuständig, weil der NDB gemäss Gesetz präventiv
gewalttätigen Extremismus, der die innere Sicherheit gefährde,
bearbeite.
Der rechtliche Knackpunkt ist, ob eine geheime Facebook-Gruppe mit
rund 160 Personen noch privat ist. Nach Meinung des Freiburger Strafrechtsprofessors
Marcel Niggli müsste die Staatsanwaltschaft tendenziell ein
Verfahren einleiten, damit ein Gericht abklären könnte,
«ob rassistische Äusserungen privat oder in einem öffentlichen
Rahmen gemacht werden, was strafbar ist», sagt Niggli.
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